Eigentlich war das erste Jahr des Videobeweises eine Erfolgsgeschichte. In der Bundesliga wurden mehrere Hundert Fehlentscheidungen nachlaufend korrigiert. Nach dem Gefühl der meisten Fans war das neue System jedoch ein Flop. Entscheidungen wurden oft erst spät korrigiert. In einem Fall waren beide Teams sogar schon in der Halbzeit. Außerdem war nicht klar, wann und in welcher Form der Video-Schiedsrichter eingriff. DFB-Präsident Reinhard Grindel mahnt deshalb im Gespräch mit der „Sport Bild“ Änderungen an.
Grindel: Video-Schiedsrichter sollten seltener eingreifen
Insgesamt greifen die Video-Assistenten nach dem Geschmack des DFB-Boss zu häufig in das Geschehen ein. Die Latte, wann er laut IFAB-Protokoll (Fußball-Regelwerk der FIFA für Schiedsrichter) aktiv werden dürfe, liege „sehr hoch, höher, als es mancher Schiedsrichter in der Bundesliga in der letzten Saison“ gewusst habe, schildert Grindel. Auf dem Schiedsrichter-Lehrgangin Grassau vor Beginn der nächsten Spielzeit müsse deshalb nochmals „eine ganz klare Ansage erfolgen“, dass diese Latte auch wirklich eingehalten wird, fordert Grindel von den Unparteiischen.
Der Videoschiedsrichter dürfe ausschließlich dann eingreifen, wenn „es zu klaren und offensichtlichen Fehlern“ komme, „bei denen jener andere Schiedsrichter zu einem anderen Ergebnis kommen würde“, fordert Grindel. „Das muss deutlich sein“, schickt er warnend voraus. In der vergangenen Saison sei dies leider häufig nicht der Fall gewesen, schimpft der deutsche Verbandspräsident.
DFB-Präsident gehörte zu den frühesten Kritikern des Video-Beweises
Man mag Grindels Worte als bloße Äußerungen eines Offiziellen abtun, um sich bei den Fans beliebt zu machen. Allerdings gehörte der DFB-Boss zu den frühesten Kritikern des neuen Systems. Schon im letzten August erklärte er, dass man mit der technischen Umsetzung nicht zufrieden sein könne. Damals hoffte Grindel allerdings noch, „dass nach dem zehnten oder zwölften Spieltag alles geklärt ist.“ Das war ganz offensichtlich zu optimistisch.